22.10.2016, 1 Uhr am Morgen
Körperfunktionen: erste Bestandsaufnahme nach langer Konzertnacht
Tennisbälle unter den Füßen.(Eher vier als zwei)
Die Füße selbst tanzen gefühlt noch immer, zumindest in unserer Vorstellung. Wir überlegen derweil, wie wir unsere angeschlagenen Knochen mit den anderen, die im Schnitt 20-30 Jahre jünger sind als wir, aus der Halle bewegen sollen.
Wir wissen jetzt genau wo das Brustbein sitzt, denn zwischenzeitlich
hat es versucht, vom Bass getragen, den Körper frei schwingend zu verlassen.
Die Steigerung von extremer Hitze, können wir am eigenen Leib
mit gezielten Gänsehaut-Anfällen unter Kontrolle halten.
Vor Freude strahlende Augen sind nicht gleichzusetzen mit
einem irren Blick. Wir strahlen immer so, auch wenn wir nicht ständig
von Strahlern getroffen werden.
Kein Schminkverlust, somit auch kein Gesichtsverlust.
Schon schlau, wenn man gleich ungeschminkt los zieht.
Reflexe 1A, auch nach 4 Stunden im Dauertest.
Augenlider legen sich sanft über die letzten Töne.
Nur gut, dass mein Fahrer Streichhölzer dabei hat und wir so bis nach Hause kommen.
22.10.2016, 2 Uhr im Bett angekommen
Wahnsinn, wer hat die Musik angemacht? Keine an?
Und das ganz ohne Drogen. Irre.
War ich eben noch müde, so möchte ich jetzt gerne weiter tanzen.
Mach ich, mit offenen Augen und träume, bis mich mein
zuckendes, irgendwann mal operiertes, Knie weckt. Ganz schön groß so im Vergleich zu Knie Nr. 2.
Egal, der gefühlte Bass trägt mich wieder in den Schlaf.
22.10.2016, 7 Uhr
Augen klappen von alleine auf. Wie schön.
Bei dem Versuch wie gewohnt aus dem Bett zu steigen habe ich wohl meinen Körper vergessen, der liegt immer noch da wo ich ihn zuletzt abgelegt habe. Ich gehe zurück und hebe ihn an. Wow, Zementsack. Arme und Beine wenden sich der Bettkante zu. Das sah gestern aber noch erheblich eleganter aus. Treppe, könnte man heute auch auf dem Hintern runter rutschen, ginge sicher schneller.
Wer hat eigentlich die Flügel in meine Schulterblätter gerammt? Fliegen möchten die auch nicht, hängen nur zentnerschwer auf meinem Rücken.
Irgendwann, man soll es nicht glauben, habe ich die gefühlt 100kg schwere Kaffeekanne gefüllt.
Stunden später Geräusche am Treppenabsatz. Da ächzt aber Jemand ganz schön. Ich stehe unten an der Treppe und schaue breit grinsend, wie ein zweiter Alien versucht, die Treppe herab zu stolpern.
22.10.2016 kurze Zeit später
Neue Erkenntnis: Ich bin nicht allein. Es gibt noch mehr meiner Art.
Wir tragen uns durch den Tag, wer kann macht und gleichen die knackenden Geräusche unserer Restbestandteilkörper ab.
So viel wie an diesem Tag haben wir lange nicht mehr gelacht und
so ein Konzert schon eine Weile nicht mehr erlebt.
24.10.2016, 20:45 Uhr
Irgendwann werden wir 50 Jahre alt sein und nichts wird uns davon abhalten, die Musik die uns anspricht auch zu erleben.
Gespannt sind wir, wie der nächste Körperfunktionstest ausfallen wird. Bis dahin werden wir tanzen was das Zeug hält. Eben solange unsere Beine uns tragen, unsere Herzen den Takt finden und wir glücklich lachen.
Und während ich das schreibe wird mir klar, warum ich noch heute so extrem gute Laune habe…..und warum wir nächstes Mal ganz sicher im Vorfeld Bananen essen für den Mehrbedarf an Magnesium so einer Nacht.